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Ernährungsmediziner und -wissenschafter raten zu fünf Mal Obst und Gemüse pro Tag. Schon unter normalen Alltagsbedingungen schaffen das viele Menschen nicht. Aber wie ist es mit dem Rohkostverzehr während der Fastenperiode?

„Rohkost ist die einfachste und natürlichste Form der Ernährung, die uns bestmöglich mit allen Vitalstoffen versorgen kann. Sie kurbelt aber auch sehr intensiv die Entgiftung an, das heißt, sie löst vieles aus den Zellen, was sich an Stoffwechselendprodukten über Nacht angesammelt hat. Da bei vielen Menschen das Verdauungs- und Entgiftungssystem überlastet und träge ist, können nicht alle Abfallprodukte sofort abtransportiert werden, was zu kurzzeitigen Kopfschmerzen, Verdauungsturbulenzen oder sogar Hautunreinheiten führen kann. Daher ist es für all jene Menschen mit sensibler Verdauung oder chronischen Entzündungen empfehlenswert, Rohkost während des Fastenprozesses zu meiden. Sobald das System wieder gereinigt und leistungsfähiger ist, soll man sich achtsam wieder an Rohkost herantasten“, erklärt Dominik Hubmer, Ernährungswissenschafter im Curhaus Bad Mühllacken, der auch als freiberuflicher Ernährungsberater tätig ist.

Zitronenwasser am Morgen hilft der Leber und ihren Sorgen

„Neben dem guten Kauen, bis ein Sorbet im Mund entsteht, ist eine starke Leber der Schlüssel, wenn es um eine optimale Verträglichkeit der Rohkost geht. Die Leber steht für Lebensfreude und kann durch zu viele Sorgen und Ängste, Stress, belastende Nahrungsmittel oder zu wenig Bewegung überlastet werden“, sagt der Experte und rät zu einem Morgentrunk, der die Lebertätigkeit anregt.

Ihre Leber wird sich freuen, wenn Sie gleich zu Tagesbeginn ein bis zwei Gläser Zitronenwasser (½ Biozitrone auf ½ l Wasser) auf nüchternen Magen trinken. Die Zitrone ist basenbildend und das Zitronenwasser wird von den meisten Menschen gut vertragen.

„Bauch gut“ Heilkost zur Entlastung bei empfindlicher Verdauung

Fastengästen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Sodbrennen, häufigen Blähungen, Gastritis, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Leberproblemen wird zur Entlastung des Verdauungssystems die bekömmlichere und mildere Variante, das Basenfasten oder die „Bauch gut“ Heilkost, empfohlen. Bei den genannten Fastenarten gibt es Obst und Gemüse nicht roh, sondern nur in gekochter oder gedünsteter Form, als Mus oder Kompott. Diese Ernährungsform sollte mindestens vier Wochen lang beibehalten werden. Erst nach Absprache mit dem Arzt und bei guter Selbstbeobachtung kann eine, auf die jeweilige Konstitution abgestimmte Rohkost, langsam integriert werden.

„Dabei gut auf seinen Körper hören, er ist intelligent und gibt uns Signale, was er braucht und ihm gut tut“, sagt Hubmer. Manche haben verlernt auf die Körpersignale zu hören. Eine Fastenwoche ist optimal und lädt dazu ein, wieder mehr in sich hinein zu spüren, denn die Sinne werden sensibler. Entschleunigung und Bewegung in der Natur fördern auch die Klärung und Reinigung des Geistes.

Die richtige Reihenfolge und Kombination für mehr Wohlbefinden

Das Credo des Ernährungsexperten lautet: „Rohes Obst und Gemüse immer vor Gekochtem! Vom Stück Obst als Nachspeise nach dem Mittagstisch rät Hubmer daher ab. Obst wird am schnellsten verdaut, daher ist es sinnvoll damit gleich nach dem Zitronenwasser in den Tag zu starten. „Gerade in der Früh ist die Leber noch intensiv mit der Entgiftung und Ausscheidung beschäftigt. Daher können wir sie sehr gut unterstützen, wenn wir mit leichten Speisen ohne Fette und Öle in den Tag starten. Werden Fette bereits am Vormittag konsumiert, wird die Entgiftung der Leber blockiert, was zur Folge hat, dass die Ausscheidungsprodukte länger im System bleiben und Müdigkeit hervorrufen können.

Die Leber kann einfach besser arbeiten, wenn Fette und Öle erst nach dem Mittagessen integriert werden“, sagt Hubmer und empfiehlt: „Vielleicht ersetzen Sie das gewohnte Frühstück durch einen Apfel – gut gekaut und eingespeichelt – mit etwas Blattspinat, Sprossen, Stangensellerie und bitteren Salaten. Wer es dann gar nicht aushält, der kann eine halbe Stunde später immer noch eine süße Hirse oder die pikante Variante mit gedünstetem Gemüse als gesündere Alternative genießen.“

Wer achtsam mit Lebensmittel und Körper umgehen sowie sich regional, saisonal und naturnah ernähren möchte, der wird wahrscheinlich auf Rohkost – so wie es für ihn passt – nicht verzichten wollen. Das heißt nicht, dass jeder sofort zum Veganer oder Vegetarier werden muss.

„Entscheidend ist, dass jeder seinen eigenen Rhythmus findet und alles, was er macht, mit Freude macht“, so der Ernährungsexperte.