Seite wählen

Ob man eher sanft oder intensiv fasten soll und kann, welche Art die passende für einen ist, dazu gibt es kaum ein allgemeingültiges Rezept. Die Allgemeinverfassung, das angestrebte Ziel, die Lebensphase, ob diagnostizierte Erkrankungen vorhanden sind, das Alter etc. sind alles Kriterien, die beim Fasten bedacht sein wollen.

„Jeder, der aus irgendeinem Grund dauerhaft Medikamente einnimmt, muss unbedingt seinen Arzt befragen, ob er aus medizinischen Gründen überhaupt fasten darf. Und wenn ja, in welcher Form“, sagt Andrea Mayrhofer, Allgemeinmedizinerin und Kneipp Ärztin, die Fortbildungen in TEM absolviert hat und in Bad Mühllacken Fastengäste begleitet. Sie gibt einige Tipps, rund um das Fasten:

  • Vollfasten ist für Schwangere, Stillende, Kinder, Menschen mit Essstörungen, psychisch Kranke und alle, die schwer unterernährt und in einem körperlich wie seelischen Erschöpfungszustand sind, kontraindiziert.

    „Bei wem eine totale körperliche Erschöpfung im Vordergrund steht, dem würde ich einige Entlastungstage, vielleicht mit einer Bauch-gut-Kost empfehlen. Erst wenn man sich erholt hat, kann vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt mild gefastet werden“, rät die Kneipp-Ärztin und meint: „Vollfasten aus dem Stress des Alltags heraus ist allgemein nicht sinnvoll und gesund. Von 150 auf 0 das tut nicht gut. Alle Menschen, die einen eher stressigen Alltag haben, sollen auf jeden Fall die Entlastungstage vor dem Fasten beherzigen und einhalten, damit sich der Organismus langsam auf den Verzicht um- und einstimmen kann.“

  • Vollfasten ist intensiv und kann – vor allem, wenn man es ohne fachliche Anleitung zu Hause durchführt – aus medizinischer Sicht nur Gesunden empfohlen werden. Andrea Mayrhofer meint, für alle, die von allem ein bisserl zu viel haben, zum Beispiel vom Gewicht, von Terminen und Verpflichtungen, kurzum, für alle, die ihr Leben etwas leichter gestalten und auf körperlicher wie mentaler und seelischer Ebene entrümpeln wollen, für die ist Vollfasten gut geeignet.
  • Nach einem akuten Ereignis wie zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall, darf erst nach mindestens drei Monaten an sanftes Fasten gedacht werden.
  • Krebskranke müssen mit ihrem behandelnden Arzt absprechen, ob und in welcher Form sie fasten können. Auch hier sind der Allgemeinzustand und die Phase der Therapie entscheidend. „Menschen mit Krebs würde ich allgemein, wenn überhaupt, sanftes Fasten in fachmännischer Begleitung empfehlen. Natürlich kann es im Einzelfall Ausnahmen geben“, sagt die Wahlärztin mit Praxis in Linz.
  • Chronisch Kranke etwa mit Diabetes und anderen Stoffwechselstörungen, mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Gicht und Suchterkrankte sollten unter ärztlicher Aufsicht fasten. Es ist vielleicht nötig, die Medikamentendosis anzupassen oder zu verändern. „Ein Gichtpatient kann durch das Ausleiten einen Gichtanfall erleiden“, nennt Mayrhofer ein Beispiel, bei dem ärztlicher Rat notwendig ist.
  • Mildes Fasten zu dem etwa das in den Curhäusern angebotene Basenfasten auf Obst- und Gemüsebasis sowie die Detox-Heilkost „Bauch gut“ auf Basis glutenfrei, Obst- und Gemüse gekocht, gehören ist für alle Menschen gut, die gesund sind oder Kranke, die vom Arzt das okay zum Fasten erhalten haben. Mayrhofer rät etwa Diabetikern oder Magen-Darm-Kranken und Gichtkranken eher zu einer Bauch-gut-Woche anstatt zum Basenfasten.
  • Wer das erste Mal fastet und etwas Angst hat, ob er das Vollfasten durchhält oder vom Vollfasten nicht überzeugt ist, der kann als Einstieg eine Woche mit sanftem Fasten probieren. Vielleicht bekommt er im nächsten Jahr ja Lust auf ein intensives Programm.
  • Wer neben dem Arbeitsalltag fasten will, dem empfiehlt die Kneipp-Ärztin die Detox-Heilkost. „Alle intensiveren Formen sind kontraproduktiv. Man sollte sich auf den Fastenprozess einlassen und eine Auszeit vom Alltag gönnen. Ansonsten geht der umfassende Sinn des Fastens verloren. Es gehört dazu, achtsam und bewusst mit sich umzugehen, dem Körper zu gönnen, was er braucht und sich zu entspannen. Das ist im Alltag oftmals nicht möglich“, sagt die Allgemeinmedizinerin.
  • Bei jeder Fastenart rät die Ärztin auf jeden Fall dazu die Einstimmungstage sowie den langsamen Aufbau der Kost nach dem Fastenprozess einzuhalten. Während des Fastens viel Wasser trinken, sich sanft bewegen und Ruhe gönnen.